Mit mobilen Soccerfeldern in Flüchtlingsunterkünfte:
Wir sind im Winter 2015/2016 mit unserer Idee angetreten, weil die angespannte ungewisse Flüchtlingslage nicht nur die Politik, die Behörden oder die Medien, sondern immer noch viele Bürger beschäftigt.
Wir wollten den Bürgern in diesem Land aufzeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt aktiv werden zu können. Auch über die Spende von Kleidung und Hygieneartikeln hinaus. Wir wollten, wie andere auch, durch menschliche Maßnahmen die Willkommenskultur in Deutschland unterstreichen, ein weiteres Zeichen setzen. Ein Zeichen gegenüber den Flüchtlingen aber auch ins Land, um möglichst viele Nachahmer zu generieren aber auch um zu motivieren einfach zu machen.
Unsere Idee trägt die Überschrift „Integration durch Sport“.
Berichte von der Crew
Thomas Christe
Seit Mai 2016 unterstütze ich „Kick it-United“ beim mobilen Street-Soccer im ZEA Flagentwiet. Aufgrund meiner Berufstätigkeit kann ich immer erst ab 13 Uhr dazu stoßen und verpasse somit den Aufbau. Also geht es für mich direkt los mit dem sportlichen Teil: 6 Mannschaften spielen ein Turnier, jeder gegen jeden, Dauer pro Spiel 6 Minuten. Mit zwei Betreuern ist man während der Turnierphase gerade noch ausreichend besetzt: einer leitet das Spiel, der andere kümmert sich um den Rest: Fragen von den pausierenden Teams beantworten (am häufigsten: „wann sind wir dran“), Ball-Organisation bei Verlust des Spielgeräts, Zeit nehmen, Tabellenarithmetik und nicht zuletzt Beschäftigung der 3 – 5 Kinder die einem eigentlich die ganze Zeit am Rockzipfel hängen. Die Partien sind geprägt von großem sportlichem Einsatz hoch motivierter Teams. Dennoch sind Verletzungen eher die Ausnahme weil die Teilnehmer so gut wie nie zu unfairen Mitteln greifen und das ganze trotz allem Ernst immer als Spiel begriffen wird. Direkt im Anschluss erfolgt der Abbau. Hierfür wird je nach Bewohnerbeteiligung eine bis 1,5 Stunden benötigt. Ist schließlich alles im Transporter verstaut, verlassen wir gegen 17 Uhr das Gelände.
„Kick It-United“ bietet mit seinen regelmäßigen Besuchen den Bewohnern eine sehr gute Möglichkeit, dem für diese Situation typischen Lagerkoller entgegenzuwirken. Nicht nur die einzelnen Teams, auch viele Zuschauer entlang der Banden nehmen aktiv am Geschehen teil. Jubeln, Anfeuern, Kreischen und Schreien: alle haben ihren Spaß. Gleichzeitig wird unserem Engagement seitens der beteiligten Spieler, Zuschauer und Abbauhelfer Dankbarkeit, Anerkennung und Wertschätzung entgegengebracht.
Ich freue mich schon auf die nächste Woche!
Valentin
Mein Name ist Valentin, ich bin 19 Jahre alt und studiere Physik. Als ich eine Anzeige über Kick-It United im Internet gesehen habe, war ich sofort von dem Projekt begeistert, und habe mich gleich für das erste Treffen angemeldet. Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt Flüchtlingen zu helfen, wusste nur nicht wie und wo ich als Student behilflich sein könnte. Kick-It United ist ein tolles Projekt, das mir viel Spaß bringt und hoffentlich viele Nachahmer findet. Als es dann ab März endlich richtig losging, war ich gespannt und aufgeregt. Die ersten Male waren definitiv noch ziemlich chaotisch, was insbesondere an den Kindern lag, die alles durcheinandergebracht haben. Diese sind auf das Spielfeld gerannt, sodass wir sie einfangen mussten, was die Kinder aber als Spiel begriffen haben. Besonders als zu Anfang eine ganze Horde an Kindern in der Mittagspause spielen durfte, war es ein nahezu unmögliches Unterfangen sie wieder vom Spielfeld zu bekommen. Nichtsdestotrotz hat sich die Lage dahingehend beruhigt. Mittlerweise sind die Kinder disziplinierter. Mit den Erwachsenen klappt hingegen alles super. Vormittags ist immer noch nicht so viel los, aber nach dem Mittagessen, das auch wir Helfer in der Flüchtlingsunterkunft bekommen, starten wir ein Turnier mit 6 Mannschaften, bei dem jeder gegen jeden spielt. Anfangs hatten wir das Ideal gehabt gemischte Teams zu machen, allerdings lässt sich das nicht wirklich durchsetzen. Zumeist bilden sich immer ähnliche Teams, schließlich tauschen die Flüchtlinge ihre Leibchen auch untereinander. Man muss aber sagen, dass das Turnier eine Erfolgsgeschichte ist. Einige Flüchtlinge machen richtig Stimmung, singen Fangesänge und feuern auch Flüchtlinge anderer Herkunft mit „Afrikano“ oder „Alban“ an. Tage, an denen die Stimmung besonders gut ist, bleiben im Gedächtnis und die Flüchtlinge freuen sich jede Woche, wenn sie einen wiedersehen. Einem Flüchtling aus dem Irak, der auch schon ziemlich gut Deutsch spricht, habe ich sogar mal am Wochenende Hamburg gezeigt. Das größte Hindernis ist die Sprache, da viele Flüchtlinge kaum Deutsch oder Englisch sprechen können. Ich denke, dass Kick-It United einen wertvollen Beitrag dazu leistet, die Erstaufnahmeeinrichtungen zu verbessern. Die Flüchtlinge sind dort zum Nichtstun verdammt, durch Kick-It United jedoch haben sie zumindest einmal die Woche etwas zu tun. Die Aufgabe von uns Helfern besteht hauptsächlich darin Auf- und Abzubauen, die Teams einzuteilen, das Turnier zu managen, das Spiel als Schiedsrichter zu leiten und die Kinder zu beschäftigen. Das Street Soccer Feld ist wirklich ein Traum und es macht unglaublich viel Spaß darauf zu kicken. Je nachdem wie der Andrang der Flüchtlinge es zulässt, spielen wir natürlich auch mal eine Partie mit. Zuletzt kann ich nur ein großes Lob an Hannes aussprechen, der das alles hervorragend macht. Ohne ihn würde das wohl bei weitem nicht so gut funktionieren. Ich bin froh ein Teil von Kick-It United zu sein.
Dieses Projekt wurde durch die Elisabeth-Kleber-Stiftung gefördert (2016).